Mentale Stabilität - Wir müssen unseren Torhüter kennenlernen
- Dennis Tiano
- 29. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Der Torwart ist eine mythische Größe, welche nicht von dieser Welt zu kommen scheint und
er lebt in seinem Zwischenreich (Strafraum). Er ist von einer kafkaesken Schuld besessen, die
er abbüßen muss, ohne zu wissen, was er sich hat zu Schulden kommen lassen. Trägt er die
Schuld an einem spielentscheidenden Gegentreffer, bleibt sie eingebrannt und unvergessen.
Lediglich der Torwart hat für seine Fehler ein eigenes Wort, das ihn stigmatisiert: Torwartfehler
(vgl. A. Ostermaier, 2016).
Das Torwartspiel beinhaltet eine hohe Wahrscheinlichkeit Fehler zu begehen. Diese gehören
allerdings dazu und sollten einen Torhüter sowie seine Leistungsfähigkeit nicht beeinflussen.
Von einem Torhüter wird erwartet, dass dieser sich über die gesamte Spielzeit fokussiert und
das Spielgeschehen permanent verfolgt sowie analysiert. Hieraus abgeleitet ist festzuhalten,
dass eine richtige Fehlerverarbeitung zu den wichtigsten mentalen Merkmalen eines guten
Torhüters gehört. Eine emotionale Reaktion ist oft die Folge von Fehlern. In der Regel ist es
eine Mischung von Niedergeschlagenheit und Wut, die oft von Selbstbeschuldigung und
Selbstvorwürfen begleitet werden. Durch eine Auseinandersetzung mit diesen Fehlern und
Selbstvorwürfen während des Spiels, kann der Torwart sich mental einschränken. Der Fokus
seiner Aufmerksamkeit ist in diesem Fall auf ihn selbst ausgerichtet, verursacht Konzentrati-
onsschwächen und kann höchstwahrscheinlich zu weiteren Fehlern führen (vgl. E. Abdullaeva,
2014).
Anhand einer Studie wurde belegt, dass nicht nur die Motivation und das Selbstvertrauen Fak-
toren für den Erfolg sind. Diese Studie besagt, dass eine Kombination von Typ und Denkmus-
tern ebenfalls wichtige Faktoren sind. Die Grundlage dieses Forschungsansatzes bildete die
Theorie des Effektes des sogenannten Regulativen Fokus, wonach sich Menschen bei ihrer
Strategie zur Bewältigung von Aufgaben zwei Grundtypen zuordnen lassen. Ihr Fokus liegt
entweder auf dem ambitionierten Anspruch etwas zu erreichen (Promotion) oder auf einer
wachsamen, pflichtbewussten und auf Sicherheit bedachten Herangehensweise (Prävention).
Zudem spielt eine Rolle, wie eine Drucksituation wahrgenommen wird - ob eher als Bedrohung
oder als Chance sich zu beweisen. Die Studienauswertung ergab, dass Torhüter am erfolg-
reichsten sind, wenn ihr Fokus und die Instruktionen für die Torwartleistung übereinstimmten.
Die Kombination aus individueller Orientierung und situativen Gegebenheiten könnte daher
ein innovativer Faktor in der Leistungsoptimierung sein und Ansätze für die Entwicklung indi-
viduell angepasster Instruktionen für verschiedene Situationen liefern (vgl. B. Pelka, 2014).
Es sollte aus den dargelegten Erkenntnissen festgehalten werden, dass sich unterschiedliche
psychologische Faktoren auf die Leistungsfähigkeit auswirken und dass jeder Mensch eine
individuelle Strategie zur Bewältigung von Aufgaben bzw. Stress besitzt. Hierdurch begründet
ist es unabdinglich, dass der Mensch hinter der Torwartposition kennengelernt werden muss,
um so aus ihm die maximale Leistungsfähigkeit herausholen zu können.

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